Gedenk- und Erinnerungskultur

Im letzten Schuljahr haben wir uns im Fach Geschichte ausführlich mit dem Nationalsozialismus beschäftigt und eine Exkursion zu der KZ Gedenkstelle in Dachau unternommen. Der Besuch in der Gedenkstätte war noch eindrücklicher und bewegender als alles, was wir in der Schule auf Papier gelesen hatten. Die Thematik wurde wortwörtlich „greifbar“ und stimmte uns sehr nachdenklich, löste darüber hinaus Entsetzen und Wut aus. Vorher fehlte uns der direkte und persönliche Bezug. Um so etwas nie wieder geschehen zu lassen, müssen solche Gedenkstätten aufrechterhalten werden. Die Gedenk- und Erinnerungskultur hat für mich einen großen Stellenwert, da sie neben der Aufklärung auch eine direkte Konfrontation ermöglicht.

Auch in diesem Schuljahr haben wir uns ausgehend von dem Theaterstück „PikAss” mit der Frage beschäftigt, wie man an Ereignisse in der Geschichte erinnern kann.

Die Gedenk- und Erinnerungskultur ist dafür da, um an historische Ereignisse, Persönlichkeiten oder Prozesse zu erinnern. Dabei unterscheidet man zwischen privaten und geschichtswissenschaftlichen Erinnerungen. Sie stellen den Umgang des Einzelnen und der Gesellschaft mit ihrer Vergangenheit dar.

An die Zeit des Nationalsozialismus zu erinnern, ist wichtig, damit die Gräueltaten des Naziregimes und die Vernichtung der Juden in Erinnerung bleiben und an die nächsten Generationen weitergegeben werden. Doch wie kann an diese Zeit so erinnert werden, dass auch junge Menschen sich für sie interessieren?

Der Geschichtsunterricht in der Schule ist wichtig, weil er Schülerinnen und Schülern über ihre Herkunft, die Veränderungen und Entwicklungen der Gesellschaft, wichtige Ereignisse und die Möglichkeiten des Zusammenlebens informiert. Darüber hinaus werden wir dadurch bei der Ermittlung unserer eigenen Identität unterstützt, lernen Inhalte kritisch zu hinterfragen und das Gelernte auf aktuelle gesellschaftliche Themen zu übertragen.

Das Theaterstück „PikAss“ behandelt das Thema Diktatur. Dadurch trägt es zu einer Erinnerungskultur bei. Der Autor des Stücks, Julius Marx, schrieb zudem ein Buch, das „Kriegstagebuch eines Juden“ heißt und in dem das Verhältnis gegenüber Juden geschildert wurde. Solche Zeitzeugnisse tragen ebenfalls dazu bei, eine Erinnerungskultur zu bilden. Neben Denkmälern, die die historischen Personen selbst darstellen, können auch Objekte eine Verknüpfung und Erinnerung schaffen. Solche Denkmäler stärken die Gedenkkultur.

Die Gedenk- und Erinnerungskultur kann auf verschiedene Weise dargestellt werden. Gedenktage beispielsweise werden mit ritualisierten Formen in Veranstaltungen gefeiert. Des Weiteren gibt es wichtige Bestandteile wie Bilder, Texte, Denkmäler, Rituale, Straßennamen und Stolpersteine, Briefmarken und Münzen (die Medien der Erinnerungskultur).

Menschen, die keine Zeitzeugen sind, wie Kinder oder Enkelkinder müssen auch an die Gräueltaten der Nationalsozialisten erinnert werden. Man darf nie vergessen, was geschehen ist. Es liegt in unserer Verantwortung, dass sich so etwas nie wiederholt.

Erinnerungskulturen schaffen eine gemeinsame Wertebasis, die eine gesamtgesellschaftliche Moral erzeugt, welche Jugendlichen heute Orientierung geben soll. Es gibt noch heute unterschiedliche Formen von Menschenfeindlichkeit, wie Rassismus und Sexismus. Gegen diese gilt es vorzugehen, was durch Aufklärung geschehen kann.

Anna P.

Denkmal in der KZ Gedenkstätte in Dachau
Aquarell Malerei von Herbert Belter von der Belter-Gruppe in der DDR
© Johanna W.
Julius Marx © PKC Ehemalige Synagoge Freudental
Der Grabstein von Fanny Wertheimer auf dem jüdischen Friedhof in Freudental
©PKC Ehemalige Synagoge Freudental