Sophie Scholls Lieblingslied

„Schließ Aug‘ und Ohr für eine Weil“

Sarah F., Paul K.

© Pauline R., Godela F.

Schließ Aug´ und Ohr für eine Weil vor dem Getös´ der Zeit.
Du heilst es nicht und hast kein Heil, als wo dein Herz sich weiht.

Dein Amt ist hüten, harren, sehn im Tag die Ewigkeit.
Du bist schon so im Weltgescheh´n befangen und befreit.

Die Stunde kommt, da man dich braucht, dann sei du ganz bereit.
Und in das Feuer, das verraucht, wirf dich als letztes Scheit.

Friedrich Gundolf

Zum Text des Lieds

Der Text des Liedes „Schließ Aug´ und Ohr für eine Weil“ stammt vom jüdischen Dichter und Literaturwissenschaftler Friedrich Gundolf (1880-1935). Entstanden ist es in der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg. Das Gedicht wurde vertont und nach mehreren Melodieänderungen zur uns heute bekannten Version. Es galt als abgehoben und „vergeistigt‘‘. Der erste Druck des Lieds, veröffentlicht in der Zeitschrift „Jugendland“, erschien 1931, zwei Jahre später wurde es in das überaus populäre Heft „Lieder der Südlegion“ aufgenommen.

1939 wurde das Lied verboten und erschien in keinem Liederbuch mehr. Während der NS-Zeit galt es unter den verbotenen und somit illegalen Jugendgruppen als „Besinnungslied“. Es wurde heimlich auf Auslandsfahrten als eine Art Hymne gesungen. Auch nach dem Verbot wurden handschriftliche Fassungen im Geheimen weitergereicht. Es galt als Lieblingslied von Sophie Scholl und wurde dadurch zum „Lied der weißen Rose“.

Warum haben wir das Lied für unser Stück ausgesucht?
Wie in unserem Stück waren es politische und gesellschaftlich schwierige Zeiten, in denen das Lied entstanden ist und populär wurde. Das Lied sagt aus, dass man auch in schwierigen Zeiten bereit sein muss, um für seine Ideale einzustehen. Dies wird durch die Widerstandsgruppe des Stückes widergespiegelt. Sie wollen für Frieden sorgen, selbst wenn sie dafür einen Mord begehen müssen. Der Text des Liedes geht einem unter die Haut, da er dazu aufruft, in Zeiten einer Diktatur sich zu einem Handeln bereit zu erklären, zu dem nur ein paar wenige bereit sind. Genau wie die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ und die Geschwister Scholl sich getraut haben, gegen das Unrecht zu handeln, entscheiden sich die Charaktere des Stückes dafür, gegen die Diktatur zu kämpfen.

Marie B. & Marie C.

Handschriftlicher Auszug, Liederbuch eines Kölner Pfadfinders (1936-1941)
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Sophie Scholl © Johanna W.