Pikass und der Widerstand

Was versteht man unter „Widerstand“?

Maria T. & Henrik B.
Song: Bei mir bistu shein“ von Sholom Secunda und Jacob Jacobs (Sarah F., Paul K.)

Auch wir haben uns mit der Frage befasst, was für uns Widerstand bedeutet.
Hier finden Sie eine Zusammenfassung der Ergebnisse.

Interviews mit Widerstandskämpfern aus dem Hörspiel

In den folgenden Interviews sprechen die Widerstandskämpfer Pikass, die Chefin und Kilgos aus dem Theaterstück „PikAss“ (im Sinne einer Rollenbiographie) nicht nur über ihre Überzeugungen und die Herausforderung, für diese im Alltag einzustehen, sondern auch über ihre persönlichen Gefühle und ihre Verantwortung.

Pikass:

Hallo Pikass, vielen Dank, dass Sie heute bei uns sind und sich die Zeit genommen haben uns über Ihre Taten aufzuklären.

Pikass: „Guten Tag, ich danke Ihnen auch, dass ich heute hier sein darf und Sie mir eine Chance geben, mich öffentlich für mein Verhalten zu rechtfertigen.“

Dann beginnen wir mit Ihrer Vorgeschichte. Sie waren jahrelang für den Diktator tätig, aber wie ist es eigentlich dazu gekommen? Was waren damals Ihre Überzeugungen?

Pikass: „Ich war der festen Überzeugung, dass wir nur durch den Krieg die Ordnung erhalten können. Leider lag ich damit falsch…“

Pikass, Theo M. © Nils B.

Pikass © Emily P.
Pikass, Theo M. © Nils B.

Warum und wann haben Sie Ihre Überzeugung geändert?

Pikass: „Mir ist bewusst geworden, dass das einzig Wahre in meinem Leben nur meine Liebe zu Anita ist. Sie hat mir die Augen geöffnet.“

Also war Anita diejenige, die Sie in die Widerstandsgruppe eingeschleust hat?

Pikass: „Ja, durch Anita bin ich zu der Widerstandsgruppe gestoßen, die mich dankend aufgenommen hat. Zusammen konnten wir das Attentat auf den Diktator vorbereiten und durchführen.“

Gab es in der Gruppe auch Momente, in denen Sie doch keinen Widerstand mehr leisten wollten und Angst vor den Konsequenzen hatten?

Pikass: „Angst um mich hatte ich nie, aber am meisten Angst hatte ich um meine große Liebe, Anita, vor allem als ich erfahren habe, dass sie unser Kind alleine großziehen muss.“

Wie hat Ihre Familie auf Ihre neue Stellung gegenüber der Diktatur reagiert? Wussten Sie überhaupt davon?

Pikass: „Ein Großteil meiner Familie ist leider im Krieg umgekommen, nachdem ich der Armee beigetreten bin. Ich hoffe aber, dass die Überlebenden mich und meine Taten verstehen können.“

Haben Sie Schuldgefühle gegenüber Ihren ehemaligen Kameraden in der Fliegerstaffel?

Pikass: „Teilweise. Unsere Kameradschaft war nie gefährdet, denn wir waren auch außerhalb des Berufes immer Freunde, dennoch habe ich sie durch meine Flucht im Stich gelassen.“

Kommen wir nun zur letzten Frage, finden Sie es in solchen Extremfällen gerechtfertigt, einen Tyrannen umzubringen? Denken Sie, dass dadurch ein Umbruch in der Gesellschaft und Politik ausgelöst werden kann?

Pikass: „Ich glaube, es ist auf jeden Fall ein Zeichen, das durch diesen Mord in die Welt gesetzt wurde. Ob es gerechtfertigt ist, jemanden umzubringen? Einen Einzelnen zu ermorden ist auf jeden Fall besser, als Tausende im Elend sterben zu lassen. Ob man immer so darüber urteilen kann, kann ich an dieser Stelle nicht beantworten.“

Chefin:

Guten Tag Chefin, danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, um mehr Klarheit im Mordfall des Diktators zu schaffen.

Chefin: „Guten Tag. Sehr gerne unterstütze ich Sie.“

Was hat Sie dazu gebracht, eine Widerstandsgruppe zu gründen?

Chefin: „Es war an der Zeit, dass endlich jemand etwas unternimmt, um dieses Regime zu stürzen und Tod und Ungerechtigkeit zu beenden.“

Haben Sie Negativität, Angst oder Zweifel verspürt? Wie sind Sie damit umgegangen?

Chefin: „Ja, es kam in unserer Gruppe zu Unstimmigkeiten, da wir anfangs Probleme hatten, unser Vorhaben in die Tat umzusetzen. Jedoch konnten wir diese schnell überwinden und unser eigentliches Ziel verfolgen. Das wurde auch durch Pikass‘ Rückkehr sehr unterstützt.“

Was sind die größten Herausforderungen, eine Widerstandsgruppe zu führen?

Chefin, Annika D. © Nils B.

Chefin © Emily P.

Chefin: „Es ist nicht immer leicht, zum Wohle der gesamten Gruppe und nicht Einzelner zu entscheiden und das auch unter Druck und in schwierigen Situationen. Und es ist natürlich eine Herausforderung, sich der Angst zu stellen, wohlwissend, dass einen selbst sehr schlimme Folgen erwarten könnten.“

Gab es Momente, in denen Ihnen alles zu viel wurde?

Chefin: „Natürlich. Als es in der Gruppe zum Beispiel zu häufigen Unstimmigkeiten kam und es an mir lag, die Gruppe zusammenzuhalten.“

Haben Sie auch eine Art von Drohung selbst miterlebt?

Chefin: „Nein, da mein Handeln als Chefin immer anonym war und ich sichergestellt habe, dass mein Name und die der Gruppe nie in Zusammenhang mit dem Widerstand in Verbindung gebracht worden sind. Aber Angst hatte ich schon.“

Kilgos:

Hallo Kilgos, schön Sie begrüßen zu dürfen.

Kilgos: „Hallo, ich freue mich hier sein zu dürfen.“

Sie sind doch der Schütze der Gruppe, oder? Wo habe Sie denn das Schießen gelernt?

Kilgos: „Als kleines Kind hat mir mein Vater als Jäger das Schießen beigebracht. Dadurch entwickelte ich das Interesse und verbesserte mich später immer mehr.“

Haben Sie – vor Ihrer Zeit im Wiederstand – für den Diktator gearbeitet?

Kilgos: „Nein, ich stellte mich von Anfang an gegen die Diktatur und somit gegen den Diktator.“

Was erhoffen Sie sich vom Widerstand?

Kilgos: „Dass jeder mit seinen eigenen Mitteln das tut, was er selbst für moralisch richtig hält.“

Was würden Sie an der jetzigen Staatsform ändern?

Kilgos: „Ich denke, dass es immer etwas zu verbessern gibt. Gerade jetzt denke ich, dass es wichtig wäre, die Demokratie zu sichern.“

Die Interviews führten Maria T. & Henrik B.

Kilgos, Niklas B. © Nils B.